Der erste Kindergartentag steht an. Oder die nächste Schularbeit rückt immer näher. In solchen Momenten schwirren deinem Kind besonders vielleicht Sorgen oder Ängste durch den Kopf. Genau dann ist es an der Zeit für den Gedankenstopp – eine spielerische Übung, mit der du negative Gedanken stoppen kannst.
Emma sitzt zu Hause vor ihrem Schreibtisch. Eine besonders herausfordernde Deutsch-Aufgabe wartet auf sie, auf die sie aber so gar keine Lust hat. Und weil sie das letzte Deutsch-Diktat nicht so gut gemeistert hat, verflucht sie die Aufgabe, noch bevor sie überhaupt damit begonnen hat. Sorgen, Verzweiflung und Groll steigen in ihr auf.
Und auf einmal kommt ein negativer Gedanke nach dem anderen hoch: Diese Aufgabe ist so blöd. Ich will das nicht machen. Wahrscheinlich versaue ich sowieso alles. Die blöde Lehrerin mag mich eh nicht. Und, und, und …
Emma hat sich im Negativ-Strudel verfangen: Ihre Gedanken drehen sich wie ein Karussell immer weiter um alles Schlechte. 🌪
Hast du das bei deinem Kind auch schon beobachtet?
Vielleicht nicht beim Erledigen einer Aufgabe, dafür aber in einer anderen Situation. Da ist zum Beispiel die Angst, ohne Mama und Papa in den Kindergarten zu gehen. Oder die Verzweiflung vor dem Schwimmkurs und dem Sprung vom Beckenrand. Oder der Groll auf eine Lehrerin …
Besonders unangenehm sind solche negativen Gedanken in der Nacht, wenn wir doch eigentlich ganz entspannt schlafen wollen. 😴
Warum sollen wir negative Gedanken stoppen?
Wusstest du, dass tagtäglich ungefähr 60.000 ‒ 70.000 Gedanken durch deinen Kopf schwirren? Aber nur ungefähr 2 ‒ 3 Prozent dieser Gedanken sind positiv. Erschreckend, oder? 😱
Eine Studie, die 2009 im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, zeigte sogar: Menschen, deren Gedanken hauptsächlich um negative Dinge kreisen und die deshalb schlecht gelaunt sind, können nicht die Leistung erbringen, zu der sie eigentlich fähig sind. Denn Gedanken und Stimmung haben direkten Einfluss auf das Gehirn.
Lass uns das an einem Beispiel erklären: Sagen wir, du denkst darüber nach, deinem Kind einen ganz bestimmten neuen Rucksack zu kaufen. Und was passiert dann? Auf einmal siehst du überall genau diesen einen Rucksack. Sogar die Kinder deiner liebsten Familienblogger*innen besitzen plötzliche alle diesen einen Rucksack. 🎒
Aber keine Sorge, du bist nicht dabei durchzudrehen. Was du siehst, ist keine Einbildung. Es ist dein Gehirn, das mit dir Spielchen spielt. Denn das Gehirn ist so programmiert, dass es bewusst wahrnimmt, was für dich von Bedeutung ist. Und dementsprechend hebt es alle Informationen rund um dieses Thema hervor.
Es tragen also nicht plötzlich alle Kinder dieser Welt genau den Rucksack, den du deinem Kind kaufen möchtest. Vielmehr sticht er dir jetzt nur bewusst ins Auge.
Genau dasselbe spielt sich auch im Gehirn von Emma ab, als sie damit beginnt, sich über die Deutsch-Aufgabe zu beklagen. Ihre Gedanken drehen sich im Negativ-Karussell und sie kommt einfach nicht mehr raus. Auch wenn sie innerlich weiß, dass solche Gedanken zu nichts führen.
Negative Gedanken stoppen
Genau in solchen Momenten ist es an der Zeit für die Gedanken-Polizei, die mit ihrer Stopp-Tafel Sorgen, Angst und Groll aufhält. 🛑👮🏼♂️ Denn das Gehirn braucht neue Anregungen, damit es nicht auf weitere dumme Gedanken kommt.
Mit der Gedankenstopp-Übung aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie kannst du mit deinem Kind spielerisch negative Gedanken vertreiben.
Die Übung funktioniert nach dem folgenden Prinzip: Wenn negative Gedanken hochkommen, werden diese gestoppt, in einen mentalen Safe eingesperrt und durch schöne ersetzt. Dadurch wird dir klar, dass nur du ganz allein über deine Gedanken bestimmst. Du kannst selbst entscheiden, was du denken und fühlen möchtest, denn du kannst deine Gedanken ganz bewusst kontrollieren und steuern. Faszinierend, oder?
Gedankenstopp-Übung
Also wie funktioniert die Übung denn nun genau? ✨
Wenn du merkst, dass dein Kind im Negativ-Karussell gefangen ist, dann ist Zeit zum Handeln. Nimm es an der Hand und bring es an einen Ort, an dem es sich wohlfühlt und sich frei bewegen kann.
Stellt euch gegenüber hin, bündelt eure innere Kraft und macht euch ganz groß. Das funktioniert am besten, wenn ihr euch breitbeinig hinstellt.
Streckt einen Arm mit offener Handfläche aus und stellt euch in Gedanken ein riesiges rotes Stoppschild vor. Und jetzt ist es an der Zeit lautstark „STOPP“ zu rufen. Zu wem? Na, zu all den negativen Gedanken. 🛑
Mit diesem einen Wörtchen unterbrecht ihr das Karussell der negativen Gedanken ruckartig. Damit es sich aber nicht wieder zu drehen beginnt, und zwar mit denselben Gästen (den negativen Gedanken), müsst ihr sie ersetzen.
Atmet dafür zunächst tief ein und wieder aus. Wenn ihr entspannt seid, ruft euch vor eurem geistigen Auge ein schönes Bild hervor. Denn ihr habt jetzt Platz für eure allerschönsten und liebsten Gedanken.
Ihr könnt zum Beispiel daran denken, wie ihr an einem wunderschönen Wintertag durch den Schnee hüpft. Oder wie ihr auf einem Rentier reitet. Oder wie ihr mit Popcorn, einem köstlichen Tee und Kuscheldecke auf der Couch euren Lieblingsfilm anschaut. Und ihr werdet sehen: Ganz plötzlich wird alles Schlechte klitzeklein. ✋🏼😊
Je öfter ihr die Übung macht, desto besser wird es euch mit der Zeit gelingen, die negativen Gedanken bewusst zu stoppen und durch positive zu ersetzen.
Kleiner Tipp
Wenn dein Kind eine sehr starke Körperwahrnehmung hat, dann kann die Verwendung eines mentalen Ankers die Wirkung des Gedankenstopps verstärken. Denn indem dein Kind einen Anker setzt, verknüpft es eine bestimmte Handlung (in unserem Fall den Gedankenstopp) durch eine Handbewegung mit positiven Gefühlen.
Das funktioniert folgendermaßen: Dein Kind lenkt all seine positiven Gefühle und Gedanken auf das linke (oder rechte) Handgelenk. Wenn es jetzt mit der anderen Hand auf genau dieses Handgelenk greift und es ein wenig drückt, kommen diese Gefühle hoch, in all ihrer Intensität.
(Es mag sein, dass es nicht beim ersten Mal klappt, den Anker erfolgreich zu setzen, denn das bedarf einiger Übung. Aber irgendwann klappt‘s bestimmt. Und für den Weg des Übens und Dranbleibens gibt es ja auch den „Ich kann es“-Zauber. ✨)
Bevor dein Kind also bei der Gedankenstopp-Übung lautstark „STOPP“ ruft, erinnere es daran, das ausgewählte Handgelenk zu drücken, auf das es den Anker gesetzt hat. (Wenn es das macht, kann es die Hand natürlich nicht ausstrecken, wie oben erklärt 😋). Das verstärkt das Abstoppen des negativen Gedankenkarussells, weil dein Kind so bewusst und intensiv all seine positiven Gedanken hervorholt.
Und dann macht ihr gleich weiter, wie oben beschrieben. Tief ein- und ausatmen und euren schönsten Gedanken freien Lauf lassen.
Der Gedankenstopp ist eine sehr wirksame spielerische Methode, die euch den Familienalltag um einiges erleichtert (selbst ausprobiert und für gut befunden). Und die ein oder andere Sorgenfalte kann sie auch aus eurem Gesicht entfernen. 🙊
Weitere Tipps für mehr Gedankenstärke
In Stress- oder Angstsituationen passiert es schnell mal, dass wir in einen Negativ-Strudel verfallen. Manchmal aber, ist es auch einfach das Vertrauen in sich selbst, das fehlt. Da spielen weniger negative Gedanken eine Rolle als mangelndes Selbstvertrauen und Selbstzweifel.
Und wenn dein Kind so einen Moment der inneren Schwäche erlebt, dann hilft der #ichkanneszauber aus unserem Mut-Mach-Buch Emma und die Federmaus: Der „Ich kann es“-Zauber. ✨🐭
Wie du siehst: Die Kraft der Gedanken ist sehr vielseitig und bewirkt ihre Wunder auf so unterschiedliche Weise. Und je früher sich Kinder dessen bewusst werden, desto besser. Denn positives Denken kann schon in kleinen Kinderköpfen Großes bewegen. 💪🏼
Wie, wo, wann und warum du die Kraft der Gedanken für dich und dein Kind nutzen kannst, erzählen wir dir auch laufend auf unserer Facebook-Seite. Also schau gerne vorbei, wir würden uns sehr freuen! 😊❤